Das Zen des Dichtens
Das Lyrische Ich ist ein verstecktes, ein verkrochenes mitunter. Dazu ist es da. Um unkenntlich zu machen, um zu verschleiern. Um zu schützen auch. Und um sich auszuweiten, die Grenzen des alltäglichen Egos zu sprengen.
Doch weil dieses eigenartige Ich so seltsam gestrickt ist, vermag es aus der anderen Perspektive betrachtet das genaue Gegenteil zu bewirken. Schreiben verändert, Worte haben wirkliche Macht. Das ist vielen Menschen vertraut, nicht nur im kreativen, auch im therapeutischen Bereich kommt das zum tragen. Ganz zu schweigen von Politik, Information und all dem anderen meinungsmachenden Zeugs.
Dichten jedoch geht darüber hinaus, es verändert nicht nur, es entblößt auch. Daran führt kein Weg vorbei. Das sollte man wissen, wenn man sich ans dichten wagt. Dichten beeinflußt das Leben des Dichtenden, lenkt es in unplanbare Bahnen mitunter. Dichten verändert nicht nur, einfach so, ein kleines bißchen vielleicht, den Blickwinkel oder die Perspektive. Das Übliche halt.
Dichten ist ein Spiel mit der Seele. Ein großartiges, waghalsiges Spiel. Ein verwirrend ernsthaftes Spiel auch, das mit einer gewissen persönlichen Disziplin angegangen werden kann. Vielleicht sogar sollte. Großen Spaß macht es dennoch.
Linktip: Zendura
Schlagworte: dichten, Schreiben, schreiben leben
3. Juni 2011 um 23:03 Uhr
[…] hab aber am montag ein bißchen herumgesponnen und an anderer Stelle etwas über Das Zen des Dichtens festgehalten. […]
5. Juni 2011 um 19:24 Uhr
[…] Dichten ist ein waghalsiges Spiel mit der Seele. Da schließe ich mich an. Dichten entblößt – das empfinde ich nicht ganz so. Ich würde eher sagen: es öffnet und wirft Licht. Eine Entblößung wäre etwas Unangenehmes und das empfinde ich nicht dabei. Mir gefällt es, mich im Spiegel meiner Gedichte zu sehen. Oder in dem, was die Lesenden darin gespiegelt sehen. Es entzückt mich, wenn ein Zusammenspiel entdeckt wird, wenn ein Detail erkannt wird oder wenn eine Pointe auf Widerhall trifft. […]