Das gilt sicher nicht für jede, die es mit dem Schreiben hat. Ich weiß das, aber bei mir war es so, und neulich habe ich mich daran erinnert. Endlich.
Wie ich im Wohnzimmer meiner Oma saß, in dem Sessel neben der Tür, den gelborangefarbenen Carrera Füller in der Hand und einen Schreibblock auf den Knien. Zwölf war ich und wollte ein Buch schreiben, einfach so. Ich weiß nicht warum, und ich habe diese Idee später oft genug verflucht. Vor allem, weil ich im Grunde bis heute nicht mehr von ihr lassen konnte. Sogar im selben Moment noch, bei meiner Oma mit dem Füller in der Hand, war ich schwer irritiert, als mir klar wurde, daß es so leicht nicht ist, auf die andere Seite des Buches zu treten. Es braucht unendlich viel Zeit, um ein Buch zu schreiben, das dann in zwei oder drei Nächten weggelesen werden kann. Und es braucht viel Zeit darum herum, viel Suchen und Warten und Denken. Bevor sich – vielleicht – etwas findet, das aufs Papier gehört. Und bevor sich daraus möglicherweise auch noch ein Zusammenhang erschließt.
Das konnte ich mit zwölf noch nicht, nicht einmal verstehen.
Die Lösung war, das mit dem Buch erst einmal zu vergessen und, statt der schmerzhaften Ausweitung der Zeit, es zunächst einmal mit der vergleichsweise einfacheren Ausweitung des Raumes zu versuchen. Der Ausweitung des Textraumes: Lyrik also, was sonst? Für mich zumindest. Hineingreifen ins Nichts und alles daraus holen. Das fiel mir vergleichsweise leicht.
So habe ich es also in den letzten Wochen auch endlich wieder gehalten, um zurück in die Prosa zu finden. In den Raum greifen, tapfer und ohne jede Rücksicht auf Gewinne oder Verluste. Und siehe da, er ist fruchtbar, immer noch. Auch wenn ich keine Ahnung habe, warum und wie das eigentlich möglich ist. Das ist und bleibt Magie.
[Und es ist furchtbar zugleich, nun ja. Das aber steht auf einem andern Blatt. Man weiß nie, was man findet in diesem Nichts. So ist das.]