Das Lyrische Ich ist ein verstecktes, ein verkrochenes mitunter. Dazu ist es da. Um unkenntlich zu machen, um zu verschleiern. Um zu schützen auch. Und um sich auszuweiten, die Grenzen des alltäglichen Egos zu sprengen.
Doch weil dieses eigenartige Ich so seltsam gestrickt ist, vermag es aus der anderen Perspektive betrachtet das genaue Gegenteil zu bewirken. Schreiben verändert, Worte haben wirkliche Macht. Das ist vielen Menschen vertraut, nicht nur im kreativen, auch im therapeutischen Bereich kommt das zum tragen. Ganz zu schweigen von Politik, Information und all dem anderen meinungsmachenden Zeugs.
Dichten jedoch geht darüber hinaus, es verändert nicht nur, es entblößt auch. Daran führt kein Weg vorbei. Das sollte man wissen, wenn man sich ans dichten wagt. Dichten beeinflußt das Leben des Dichtenden, lenkt es in unplanbare Bahnen mitunter. Dichten verändert nicht nur, einfach so, ein kleines bißchen vielleicht, den Blickwinkel oder die Perspektive. Das Übliche halt.
Dichten ist ein Spiel mit der Seele. Ein großartiges, waghalsiges Spiel. Ein verwirrend ernsthaftes Spiel auch, das mit einer gewissen persönlichen Disziplin angegangen werden kann. Vielleicht sogar sollte. Großen Spaß macht es dennoch.
Linktip: Zendura
2 Gedanken zu „Das Zen des Dichtens“