Schon einige Male habe ich mich in diesem Blog mit dem Ich beschäftigt, das bleibt beim Schreiben über das Schreiben zwangsläufig nicht aus. Welche Rolle beispielsweise kann das Ich beim autobiographischen Schreiben spielen, welche wird es spielen oder gar spielen müssen. Und wie sieht es mit dem real vorhandenen Ich aus, das – wenn alles gut ist und das ist es – meine Person ausmacht und meinen Alltag strukturiert.
Das Ich also ist immer ein Thema, im Leben wie im Schreiben. Was aber ist dieses Ich. Zur Zeit sitze ich gerade wieder einmal grübelnd davor. Dieses Ich, das ich bin. Oder auch nicht. Was zum Teufel soll das eigentlich? Und was um Himmels Willen will es von mir? Es macht mich mehr als ratlos, das muß ich zugeben. Es reißt mich aus meiner Zeit derzeit, und es zerreißt mich dabei fast. Ich denke darüber nach, seit Tagen schon, ohne bislang einen tragfähigen Anfang gefunden zu haben. Einen, von dem aus ich mir dieses Ich aufschlüsseln, seine Handlungs- und Funktionsweise erklären könnte. Doch es hilft nichts, es mag sich mir nicht recht erklären.
Vermutlich ist es mein schreibendes Ich, das gerade derart mit mir herumturnt, denn eines scheint inzwischen klar. Dieses Ich, mit dem ich zusammenarbeite, ist nicht wirklich stabil. Es ist in sich flüchtig, jederzeit wandelbar und damit vor allem eines: Es ist immer offen. Und damit ist es genau so, wie ich es zum Schreiben brauche. Mein Alltag allerdings zerbröselt dabei ziemlich, und ich weiß noch nicht, mit welchen Folgen zu rechnen sein könnte.
Viel mehr vermag ich darüber im Moment nicht sagen. Nur eine grobe These hätte ich vielleicht noch im Angebot. Weil es doch im Zusammenhang mit dem schreibenden Ich immer wieder zu der Frage kommt, wie es denn mit der Autobiographie bestellt ist. Es ist die alte Frage nach der faktischen Wahrheit, die keinE AutorIn gerne hört, geschweige denn beantwortet.
Ich behaupte also, daß der einzige Berührungspunkt zwischen dem Ich, welchem auch immer, dem schreibenden Ich vermutlich, und dem Text ausschließlich im Moment des Schreibens selbst liegen könnte. Nur deshalb ist er so wichtig und wahr, dieser Moment. Mir zumindest. Und nur deshalb mag der Text letztendlich wichtig oder wahr sein und bleiben, womöglich. So wichtig wie dieses flüchtige Ich, das einzig und allein dem Schreiben dient, sich im Leben aber kaum zurechtfindet
Ich mag jedoch irren, mag sein.