Schreiben als Arbeit

Es ist lange her, daß ich angefangen habe es so zu nennen: Arbeit. Das war ungewohnt, es schien mir auch nicht angemessen. Doch natürlich stimmte es, damals schon, und heute stimmt es noch viel mehr. Ich arbeite, wenn ich schreibe. Ich verfasse Text nach mehr oder weniger engen Vorgaben und bemühe mich darüber hinaus, die Deadline im Auge zu behalten. Das immerhin war damals noch anders, da ging ich zur Uni und die Arbeit im Büro hatte mit Schreiben zunächst nur ganz am Rand zu tun. Geschrieben habe ich einfach so, in meiner Freizeit, könnte man sagen. Schreiben war also mein Privatvergnügen. Oberflächlich betrachtet.

Tatsächlich war es das aber nie, nicht privat und auch nicht immer ein Vergnügen. Früh schon kannte ich den Kampf um das richtige Wort. Oder besser, das treffendste. Das, was dem ursprünglichen Gedanken, den gerade erlebten Gefühl, dem imaginierten  Geschehen am nächsten kam.  Schreiben nicht als Mittel zur Kommunikation, zumindest nicht in erster Linie, nicht als sauber strukturiertes Gebrauchsstück, schon gar nicht als eindeutige Aussage. Nein, weit jenseits aller Auftragstexte: Schreiben als Kunstform. Das ist die wirkliche Arbeit.

Dabei ist es völlig egal, auf welchem Niveau das geschieht. Ob nun ein Verlag einen „sagenhaften“ Vorschuß locker gemacht hat oder am Ende des Textes „nur“ das selbstgebastelte Blog auf einen frischen Beitrag wartet. Und ein paar User vielleicht, einige handverlesene Leser, die immer wieder einmal vorbeischauen, einfach weil sie das gerne möchten. Wichtig ist nur der innere Kreis. Der Dialog zwischen mir und dem Text, das Hineinrufen und der Widerhall. Etwas, das nie stimmen wird. Sprache ist ungenau und hinterhältig. Mitunter meint sie, etwas zu meinen, was niemals in meiner Absicht lag. Damit muß man umgehen. Das ist die Arbeit.

Das Suchen und Versuchen, das Finden und der Verlust. Das Aufgeben so vieler Ideen, die niemals wahr werden. Weil die Zeit fehlt, die Möglichkeit, manchmal auch die Kraft. Schreiben ist Arbeit. Schreiben ist Leben. Eine ständige Unzufriedenheit. Doch man lernt so unglaublich viel. Und das ist vielleicht das Wichtigste.

2 Gedanken zu „Schreiben als Arbeit“

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