Jammern gilt nicht
Donnerstag, 30. April 2009Else Buschheuer, eine der bekanntesten deutschen Bloggerinnen, zieht in einem Interview nach zehn Jahren Blogpräsenz Bilanz, und das klingt ernüchtert:
Bloggen, das sind viele kleine Fehlgeburten, abgetriebene Gedanken, aber eine Geschichte zu einer großen, geschlossenen Form zu bringen, das hat Majestät.
So drastisch sehe ich das nicht. Die kurze Form ist auch eine Kunst, eine bemerkenswerte sogar. Ein Roman ist dagegen natürlich etwas ganz anderes, ein Roman läßt sich in einem Blog vermutlich nicht verwirklichen. Man muß sammeln und sortieren können. Und schreddern, ganz so wie die Buschheuer es sagt. Außerdem warten, abwarten und die Dinge wachsen lassen, wie sie es wollen. Ein Roman braucht Zeit, unendlich viel mitunter. Unerträglich kann das sein. Ich würde einen Roman in einem Blog nicht einmal versuchen. Allerhöchstens begleite ich meine Arbeit daran, schreibe meine Arbeitsprotokolle und verblogge sie in meinem Alltagsblog. Andere Autoren dagegen versuchen es durchaus, zum Beispiel Sebastian Kraus aus Kreuzberg in seinem Wrangelstraßenblog.
Blogs sind keine Geschichte, das sollte man bedenken. Sie erzählen noch nicht einmal immer welche. Blogs sind irgend etwas, was auch immer. Blogs können alles mögliche sein, und nur eines steht dabei fest: Blogs machen Tempo, immer. Sie fordern es nahezu.
Jeden Tag klicken meine Leser meine Internet-Seite an und lesen über meine Einsamkeit, mein Scheitern, meine kleinen Freuden. Schreibe ich zwei Tage nicht, krakeelen sie.
Tja, damit muß man umgehen können, mit den Erwartungen der anderen, im Leben wie auch beim Bloggen. Oder man muß es lernen, ob man nun Buschheuer heißt oder sonstwie. Und Jammern gilt in dem Zusammenhang nicht. Nein, nicht beim Schreiben, da ist Jammern einfach nicht erlaubt. Allerhöchstens mal beim Bloggen. Vielleicht.